Heute machen wir uns auf dem Weg nach Landmannalaugar, den bunten Bergen.
Zurück zur Ringstraße [1], dann die [30] [32] [26] und von dort auf die [F 208] bis zur [F 224] – die F-Piste ist ein ganz schönes Gerumpel und Geruckel. An manchen Ecken hüpfen wir vom Sitz fast bis unter das Dach, zumindest wenn man kein Lenkrad in der Hand hat. Am Eingang zum Nationalpark werden wir angehalten. Eine Rangerin informiert uns über die Regeln, drückt uns einen Flyer in die Hand und wünscht eine nette Zeit. Jetzt folgt eine steile Abfahrt und dann nimmt das Rumpeln anscheinend kein Ende. Trotzdem fühle ich mich manchmal wie auf einer Rennpiste, bei der mich das Hauptfeld überrundet. Vor den Kurven stehen große blaue Plastiktonnen mit Richtungspfeilen, damit sich die Expressreisenden nicht von der Bahn schießen. Nach 27 km ist endlich der Parkplatz erreicht. Wir parken etwa 700 Meter vor der Furt von Landmannalaugar, denn der vordere Parkplatz ist voll.
Landmannalaugar
Die Fahrt durch die beiden Furten lassen wir aus und überqueren den Fluss über eine kleine hölzerne Fußgängerbrücke. Es herrscht ein unruhiges Treiben an diesem Ort, vielleicht sind es aber einfach nur die vielen Menschen hier in Landmannalaugar.
Wir folgen den Markierungen für einen Rundweg durch die nahgelegenen Hügel. Als erstes queren wir ein Schneefeld, danach geht es stetig bergauf und wieder bergab. Bei den markanten Photospots stehen viele Besucher und es dauert eine Weile, bis wir unsere Fotos machen können. Nach weiteren Anstiegen riecht es kräftig nach Schwefel, anscheinend sind wir angekommen.
Für den Rückweg durchqueren wir ein Lavafeld, in dem es buchstäblich über Stock und Stein und durch Felsen hindurch geht. Unser Blick ist immer auf den Boden gerichtet, denn der Pfad ist schmal und uneben, ein Lavafeld eben. Irgendwann ist auch das geschafft und unser Bus ist in der Ferne als rotes Pünktchen zu erkennen.
Übernachtungsplatz
Jetzt brauchen wir noch einen Platz für die Nacht. Es ist 16:30 Uhr und noch eine ganze Stunde Rumpelstrecke liegt vor uns, auf der wir wieder oft überholt werden. Langsam ziehen Wolken auf und es soll im westlichen Hochland stürmisch werden. Wir freuen uns, dass es heute mit dem Wetter so gut hingehauen hat, denn für morgen ist überall Regen angesagt. Nach einen Abstecher hinauf an den Kratersee Bláhylur bleiben wir am nördlichen Ende der [F208], wie im letzten Urlaub, auf einem großen Schotterplatz stehen. Ab und zu halten andere Camper, doch keiner bleibt. Nur ein Feuerwehr/Wohnwagen-Gefährt sucht sich außer Sichtweite ebenfalls einen Platz. Es weht jetzt ein heftiger Wind und unser Abendessen nehmen wir im Bus zu uns.
Für Morgen steht die Suche nach besserem Wetter auf dem Plan.
Regentag
Heute Morgen keine Sonne, dafür Wolken, etwas Regen und viel heftiger Wind! Es soll Richtung Norden gehen, aber nicht unbedingt alles über die Ringstraße. Also wird ein alternativer Weg ausgetüftelt: Die geplante [52/550] lassen wir wegen des Regens ausfallen, daher auf die [30] [31] [35] [37] [365] [36], weiter auf der [36] [48] [47] und dann die Ringstraße[1]. Ein totaler Zickzackkurs, den wir bei anhaltendem Regen befahren. Auf der Brücke nach Borgarnes weht es so heftig, dass ich das Lenkrad mit beiden Händen richtig festhalten und stark gegenlenken muss, sonst werden wir in die Leitplanken geweht. Während ich in Borgarnes tanke, kommt die Frau mit einem gebratene Brathähnchen (Grillfugl) vom Einkaufen zurück. Jenseits des Fjords ist ein Rastplatz, also wieder zurück über die windumtoste Brücke! Während wir den Grillfugl verspeisen kommt die Sonne durch und zeichnet einen schönen Regenbogen über den Fjord.
So, ein weiteres Mal über die Brücke auf der Suche nach Trinkwasser – beim örtlichen Campground werden wir fündig. Jetzt wollen wir weiter nach Norden. Die Vestfirðir (Westfjorde) stehen eigentlich noch auf dem Plan, aber nach einem finalen Wettercheck streichen wir sie in diesem Jahr von unserer Liste.
Wir fahren von der [1] ab und auf der [711] noch ein kurzes Stück weiter bis Tjaldsvæði Sæberg. Hier wollen wir auf einen einfachen kleinen Campingplatz mit Hot Pot. Auf der großen Wiese ist schnell ein Platz gefunden. Gegen 20 Uhr kommt jemand zum Kassieren und es treffen weitere Camper ein. Alle verteilen sich großzügig auf der Wiese. Gegen 23 Uhr hören wir neben uns zunächst ein Fahrzeug, dann werden eine halbe Stunde lang Fahrzeugtüren zu geschlagen und laute Unterhaltungen geführt. – Ich liebe Freistehen….
Donnerstag, 18.08.2022
Ich wache kurz nach fünf auf und will in den Hotpot. Natürlich ist noch alles ruhig, die Pots haben wir ganz für uns allein. Schnell abduschen und hopp rein. Wir genießen diese riesige Badewanne mit tollem Blick auf den Fjord. Im Nord-Osten wird es heller, die Sonne geht auf, – Uahh, ist das herrlich.
Eigentlich wollen wir warten, bis die Sonne den ganzen Pool bescheint, doch nach 2 Stunden geben wir auf. Wir sind völlig aufgeweicht und die ersten Camper regen sich. Die Duschen hier sind nix dolles, nur ein fester Duschkopf und ein Kugelhahn mit auf und zu – also heißes schwefelduftendes Wasser oder nichts. Ist halt sehr einfach, wie früher in den alten Sporthallen.
Der Kaffee ist fertig und aus dem Heck duftet es nach Rührei mit Speck, – unser Frühstück ist bald fertig. Nebenan regen sich die Nachbarinnen. Die haben gestern Abend ihren Dacia mit Dachzelt ganz dicht neben uns eingeparkt. Die jungen Französinnen brauchten anscheinend einen Orientierungspunkt zum Parken oder welchen Grund gibt es, auf einer halbleere Wiese im Schwenkbereich der Fahrzeugtüren zu stehen?
Wir sitzen draußen in der Sonne und speisen fürstlich. Um uns herum starten auch die anderen ihre Tagesaktivitäten, wir verlassen um 9:45 Uhr mit trockenen Handtüchern und fast trockenen Badesachen den Campingplatz.
Ein paar Kilometer weiter halten wir schon wieder, die Sonne scheint und lädt zum Verweilen ein. Nach kurzer Erkundung fahre ich den Bus über eine kurze Rampe auf den Steinstrand. Da sind wir einigermaßen sichtgeschützt und können in der Sonne verweilen. Wir dehnen den Aufenthalt bis nach dem Mittagessen aus (gemischter Salat mit Hähnchenfleisch von gestern), dann gondeln wir weiter um die Halbinsel Vatnsnes.
Am Hvitserkur, einem von Vogelexkrementen weiß gefärbten Basaltfelsen im Meer, machen wir ein Foto mit Sonne (das letzte in 2016 war bei Bewölkung), dann geht es über die [716] wieder auf die Ringstraße [1]. Ziel ist die [F35], die wir von Norden her befahren wollen.
Die [F35] lässt sich gut fahren und bald suchen wir nach einem Stellplatz für die Nacht. Am Smalatörn biegen wir auf eine „weiße“ Straße ab, überqueren eine Brücke und finden an einer Weggabelung ein Eckchen für uns. Um uns herum ziehen langsam Wolken auf und um 21 Uhr sind wir von Nebel umgeben – also kann uns keiner mehr von der Straße aus sehen!
Freitag, 19.08.2022
Es ist immer noch Nebel, die Brücke ist nicht zu sehen. Gegen sieben fängt es leicht an zu regnen, doch dadurch verzieht sich der Nebel.
Die Reise geht erstmal weiter auf der [F35], bisher lässt diese Route sich sehr gut fahren, sozusagen die Ringstraße unter den F-Straßen. Ziel ist das Geothermalgebiet Hveravellir. Doch die letzten 10 km der bisherigen ca. 85 km auf der [F35] sind echt heftig: Große Schlaglöcher, teilweise kleine Wasserlöcher mit lehmiger Brühe, viel Verkehr, das Wasser spritzt bis über die Fenster und man sieht nix mehr. Außerdem nimmt die Bewölkung zu, es ist ungemütlich kalt.
Geothermalgebiet Hveravellir
Am Ziel drehen wir eine Runde um die dampfenden sprudelnden Hügel und sind uns einig, dass eine Weiterfahrt unter diesen Bedingungen wenig Spaß macht.
Also wieder zurück Richtung Norden, diesmal biegen wir auf die [F756] ab und suchen ein Plätzchen für die Mittagspause. Leichter gesagt als getan – hier gibt es keine Rastplätze oder Wege, es ist die totale Einsamkeit in Mitten moosbedeckter Landschaft. Wir finden neben der Piste einen mit dem Bus zu befahrenden steinigen Platz, da stellen wir uns hin.
Heute soll es einen Nudelauflauf aus dem Omniaofen geben, dazu Lammnuggets, zum Nachtisch ein Knobbers. Nach nur 20 min ist der Auflauf fertig. Die Lammnuggets brutzeln wir draußen in der Pfanne.
So gesättigt im warmen Bus wird man müde und wir halten ein Nickerchen. Nach anderthalb Stunden blinzeln wir ins Sonnenlicht und finden, dass es hier doch recht ruhig und nett ist. Wir trinken Kaffee mit isländischen Mjölkkeksen (ähnlich unseren Butterkeksen, nur quadratisch und viel dicker) und machen einen Spaziergang am Ufer des nahen Sees. Der Tag verlief sehr entspannt an einer der ganz wenigen Ecken in Island, wo es heute NICHT in Strömen geregnet hat. Um uns rum sind nur dunkle Wolken.