In unserem VW Grand California 680 sind als größere elektrische Verbraucher eine Diesel betriebene Heizung und ein Kompressorkühlschrank an Bord. Das normale Setup des VW Grand California sieht für diese Verbraucher eine 92Ah AGM Batterie vor, die im Motorraum installiert ist. In einem Zeitraum von 24 Stunden verbraucht der VW Grand California etwa 45 Ah. Jeder der sich mit AGM Batterien etwas auskennt weiß, dass diese nicht unter 50% entladen werden sollten, damit sie nicht beschädigt werden. Somit ist die Bordbatterie nach einem Tag Standzeit leer. Kommen noch zusätzliche Verbraucher hinzu, wie beispielsweise ein Wechselrichter, übersteht das System keine 24 Stunden. Selbst in unserem roten T5 haben wir mehr Batteriekapazität. Wir brauchen also ein Autarkie Paket.

caliboard.de

Wir haben in unserem ESEL ein Autarkie Paket installiert, mit dem wir etwa 5 Tage autarke Standzeit erreichen können. Viele Ideen und Inspiration sind im Forum Caliboard.de zu finden. Hier gibt es einen Überblick der verschiedenen Möglicheiten. Es ist nicht einfach, die für sich passende Lösung zu finden, aber es gibt dort hilfsbereite Leute, die sich auskennen. Wer sich den Einbau nicht zutraut, sucht im Netz mal nach camperelektrik.

Autarkie Paket

Ein ausreichend bemessener elektrischer Energiespeicher ist das wichtigste Element für unsere Autarkie. Im hinteren Stauschrank unseres Grand California stehen jetzt drei 100Ah Lithium Eisenphosphat (LFP) Akkus mit Zellenheizung. Sie passen exakt in den Schrank und sind mit Spanngurten auf einer Siebdruckplatte befestigt.

Warum drei 100Ah Akkus? Der Preis war sehr günstig! Die Gehäuse dieser Akkus sind geschraubt und könnten im Falle eines Defekts geöffnet werden (Im Schadensfall könnte man 2 aus 3 machen). Jeder Akku verfügt außerdem über zwei RJ45 Schnittstellen.

Die elektrische Verbindung der Pole erfolgt über Kabel mit 35mm² Querschnitt. Für die Absicherung ist ein 150A Sicherungsautomat verbaut. Alternativ kann auch eine Schmelzsicherung eingesetzt werden, die Kabel sind bereits dafür vorbereitet. Geladen werden die Akkus über einen spannungsgesteuerten 50A Ladebooster. Bei ausreichend Sonnenschein wird zusätzlich von einem 174 Watt Solarpanel geladen. Der Raum über den drei Lithium Eisenphosphat Akkus ist mit einem Zwischenboden abgedeckt und steht als Stauraum zur Verfügung.

Technikschrank

In sogenannten Technikschrank des Grand California befindet sich der 50 Ampere Ladebooster und ein 1500 Watt Wechselrichter mit (nicht aktivierter) Netzvorrangschaltung. Beide hängen auf einer Siebdruckplatte, welche die original Rückwand im Technikschrank ersetzt. Im Schrank klebt außerdem ein Sensor, mit dem ich über Bluetooth die Temperatur und Luftfeuchtigkeit auslesen kann. Sollte es im Technikschrank irgendwann mal zu warm werden, kann ich dies über die Langzeitaufzeichnung genau nachvollziehen. Der Wechselrichter bleibt während einer Reise permanent im ECO Modus eingeschaltet, so dass auf allen Steckdosen 230V anliegen. Dank der hängenden Befestigung lassen sich die Baugruppen leicht freilegen, ohne die elektrischen Anschlüsse zu trennen.

Zweiter Batteriehauptschalter

Leider hatte ich übersehen, dass der viele Monate zuvor bestellte 2-0-1-both Hauptschalter als 1-0 Schalter geliefert wurde. Daher haben wir jetzt zwei Hauptschalter. Der Original Schalter trennt wie bisher die AGM Batterie. Der zweite Hauptschalter trennt die drei Lithium Eisenphosphat Akkus vom Bordnetz. Dieser befindet sich im ersten schwarzen Unterschrank, also vor der Schottwand, wo er gut vom Wohnraum zu erreichen ist. An dieser Stelle ist auch der (Fern-)Schalter für den Wechselrichter und der Bluetooth Sender von einem LFP Akku angebracht. Ursprünglich wollte ich alle drei LFP Akkus über einem Hub mit Bluetooth überwachen, aber mir gefällt die minimal Variante besser. Der original Solarregler ist auf den Lithium Lademodus umgestellt und versorgt jetzt die drei Lithium Eisenphosphat Akkus.

1. Praxistest

Die erste Reise begann eine Woche vor Ostern und führte uns nach Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Die Nachttemperaturen waren anfangs um den Gefrierpunkt, weshalb die Dieselheizung auch nachts lief. Der Kühlschrank stand auf Stufe 2, Tablets und Smartphones wurden geladen und morgens ein elektrischer Föhn genutzt. Außerdem lief mein CPAP Gerät, welches pro Nacht zusätzlich etwa 16 Ah verbraucht.

Erkenntnis der ersten 15 Urlaubstage: Mit dem elektrischen Setup können wir fünf Tage frei stehen und brauchen keinen Landstrom. Wenn ich ganztags im Mobile Office arbeite, geht der Stromspeicher bereits nach 3 – 4 Tagen zur Neige. Sollte die Sonne scheinen, verlängert sich die Zeit, denn der Ertrag des Solarmoduls ist trotz des im April allgegenwärtigen Saharasands gut.

2. Praxistest

Zwischen unseren Reisen werden die Lithium Eisenphosphat Akkus vom Solarpanel geladen, sodass wir immer mit vollen Batterien starten. Es war uns bisher nicht möglich, einen Ladezustand unter 60% zu erreichen. Wegen der großen Stromreserven begleitet uns jetzt ein elektrischer Wasserkocher.

Um die Akkus sicher auf 100% zu laden, muss im Cockpit des Grand California bei laufenden Motor die Ladetaste gedrückt werden. Ohne drücken der Ladetaste werden die Akkus nicht mit konstant maximalem Strom geladen, sind am Abend aber trotzdem immer nahezu voll.

Die ursprünglich vorgesehene Einbindung einer Solartasche ist nicht mehr notwendig, genauso wie der Kauf eines Landstromkabels. Die Gesamtkosten des Autarkie Paket mit 3x 100AH Akkus, 50A Ladebooster, 1500W Sinus-Wechselrichter, Kabeln und dem ganzen Kleinkram betrugen ca. 1.900,00 Euro (Stand Januar 2024).

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert