Die Wettervorhersage machte uns die Entscheidung nicht leicht: Nach mehreren Sturm- und Regentagen gibt es jetzt anderthalb Sonnentage über der Reykjanes Halbinsel, dann regnet es wieder. Wir stehen momentan 180 Kilometer entfernt auf einem Platz mit Blick auf den Eyjafjallajökull. Das ist der Vulkan, der vor einigen Jahren den europäischen Flugverkehr zum Erliegen gebracht und uns zuhause einen klaren Himmel beschert hatte. Morgen soll es mit unserem roten Bus bei traumhaftem Wetter auf einer Piste ins isländische Hochland gehen.

Aber da ist ja noch dieser aktive Vulkan im Westen Islands, der Fagradalsfjall, der seit dem 3. August, dem Tag unserer Ankunft in Island, wieder Lava ausstößt.

Auf zum Vulkan

Es ist jetzt vielleicht die einmalige Möglichkeit für mich, einen aktiven Vulkan zu sehen. Also fahren wir heute, am 15. August 2022, nach dem Frühstück nicht ins Hochland, sondern auf kürzestem Weg zum Vulkan. Als wir uns von Selfoss aus dem Zielgebiet nähern, bekommen wir von der Polizei über SMS Warnhinweise und Verhaltensregeln auf die Smartphones gesendet. Das wird ja spannend.

Für die großen Besucherzahlen mussten die Isländer erst einmal Parkplätze anlegen. Natürlich ist der Nähere der beiden völlig zugeparkt. Wir nehmen den zweiten Parkplatz, der etwas weiter entfernt ist und eine recht steile Zufahrt hat. Mal sehen, wie wir heute Abend da wieder hoch kommen.

Die Route zum Vulkan und zurück ist gute 14 Kilometer lang. Die ersten 3 Kilometer können auf einem bequemen Weg zurückgelegt werden. Dieser wurde bei dem Vulkanausbruch im letzten Jahr angelegt und führt bis an die noch heute rauchenden Lavafelder. Für den Rettungsdienst ist dieser Platz noch mit Fahrzeugen zu erreichen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Rettungsdienst mit geländegängigen Fahrzeugen mindestens eine Stunde bis an den Vulkan braucht.

Die nun folgende Strecke führt über eine weite Fläche mit großen Steinen. Während des schlechten Wetters der letzten Tage hatten sich hier mehrere Personen, darunter auch Familien mit kleinen Kindern, verirrt. Deshalb stehen jetzt auf dem Plateau Blitzlampen als Wegmarkierung, die bei Nebel oder in der Nacht die ungefähre Richtung anzeigen.

Nach jedem überwundenen Hügel hoffe ich, den Vulkan endlich zu sehen, aber da ist nichts zu sehen. Ab und zu sind Rauchschwaden zu erkennen, aber mehr nicht. Irgendwann schwenkt der Pfad nach Osten und es muss ein steiler Abstieg überwunden werden. An dieser Stelle sind auch einige Arbeiter damit beschäftigt, einen Weg anzulegen. Nachdem ich den Abstieg hinter mir habe, erreiche ich das nördliche Ende des letztjährigen Lavastroms. Hier ist bereits das Grollen und Fauchen des aktiven Vulkans zu hören.

Blick auf den Vulkan

Der erste Blick ins Tal auf den Lava speienden Vulkankegel ist etwas ernüchternd. Er sieht gar nicht so mächtig aus. Allerdings lassen sich aus der Ferne die Dimensionen nicht so richtig erkennen. Ich suche mir einen geeigneten Platz zum Sitzen und lasse die nächsten zwei Stunden die Szenerie auf mich wirken.

Nach zwei oder drei Stunden mache ich mich auf den Heimweg. Dieser dauert mindestens noch 2,5 Stunden. Dabei bietet sich nochmal ein Blick auf den Vulkankrater vom letzten Jahr. Unterwegs begegnen mir mehrmals Fahrzeuge vom Rettungsdienst, die mit Blaulicht in Richtung Vulkan fahren.

Zum Übernachten fahren wir zu einem Campingplatz bei Grindavik. Doch dieser ist voll belegt und hat keinen Platz für uns. Daher verbringen wir die Nacht auf einem kostenpflichtigen Parkplatz, von dem man auch in die Nähe des Vulkans wandern kann.


Rauchsäule

Am nächsten Morgen steht eine mächtige Rauchsäule über dem Vulkan, die ständig größer wird. Gestern Nachmittag hatte ich bereits den Eindruck, dass der Auswurf an Lava weniger wird. Dafür stieg mehr Rauch auf. Beim Verlassen der Halbinsel sehen wir die immer mächtiger werdende Rauchsäule. Ein letzter Blick in den Rückspiegel, dann ist unser Ausflug zum Vulkan beendet. Drei Tage später waren die Eruptionen beendet und der Wanderweg fast fertig gestellt.

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