Island 2022

Weil es im Süden und Westen Islands die nächsten Tage regnen wird, ändern wir unsere Route und bleiben in Islands Norden. Wir fahren vom Hálslón Stausee wieder nach Egilsstaðir. An der N1 Tankstelle kann ich am kostenlosen Waschplatz den Bus waschen – der hat braune Patina bis an die Dachbox!

Die Frau geht derweil ins Netto und holt Weißbrot, Milch und Joghurt. Im Anschluss fahren wir die Ringstraße [1] für 23 Kilometer entgegen dem Uhrzeigersinn, also Richtung Islands Norden. Dann folgen 30 Kilometer auf der [917] gen Norden. Am Fuß des Passes im Flussdelta des Jökla halten wir für die Mittagspause.

Passstraße in Islands Norden

Dann schleichen wir die Passstraße hinauf und halten am Aussichtspunkt, an dem wir in 2016 spontan übernachtet haben. Von hier haben wir einen weiten Blick in die Bucht mit den beiden Flüsse Jökulsá á Brú und Lagarfljót.

Da die Ringstraße weit entfernt liegt, sind nicht viele Fahrzeuge unterwegs. So macht es auch nichts, dass wir diese interessante Straße manchmal nur im Schritttempo befahren und viele Fotostopps einlegen.

Wir erreichen die Bucht von Vopnafjörður und können vom steilen Ufer auf die dunklen Strände und Felsklippen im Meer hinabsehen. Für eine kurze Kaffeepause möchte ich jedoch etwas Abseits der Straße stehen.

Festgefahren

Nur drei Kilometer vom Gljúfurárfoss entfernt entdecke ich einen Weg, der von der Straße weg führt. Auf der Karte ist es eine schwarze Linie als Straße. Die Einfahrt ist ein wenig tricky, weil es eine kurze steile Geröllrampe runtergeht, doch wir schaffen das ganz easy. Der weitere Verlauf des Weges ist mit ein paar Steinen und Unebenheiten gepflastert. Vor einer größeren Pfütze mit Wasserbächlein bleiben wir stehen und ich erkunde zu Fuß den Weg. Im weiteren Verlauf ist das Areal sehr weich und feucht, daher werden wir umkehren und unsere kurze Pause auf dem Weg verbringen. 

Das Wenden hat geklappt, aber beim Losfahren kommt der Bus ein wenig zu weit an den Wegesrand und schon ist es passiert: Auf der Beifahrerseite sind Vorder- und Hinterrad im Untergrund eingesackt.

Mit Spaten und Sandblechen machen wir uns ans Werk. Offenbar ist der Untergrund sehr aufgeweicht, denn es wird sofort matschig unter den Rädern. Die Sandbleche rutschen beim Anfahren unter den Reifen durch und verschwinden blitzschnell im Untergrund. Hätte die Frau es nicht beobachtet wären die Bleche für immer verschwunden.

Als Nächstes sammeln wir große Steine um die Fahrspur zu befestigen. Allerdings kann ich die bis zu 30 cm großen Steine komplett in den Untergrund drücken bis sie drin verschwinden. Das Absenken des Reifendruckes bringt leider auch keinen Erfolg. Nach unzähligen Versuchen liegen wir mit der Motorschutzplatte voll auf dem Untergrund auf. Zwischendurch fahren zwei Geländemotorradfahrer freundlich grüßend an uns vorbei. Ich sehe mich schon um Hilfe winkend an der Hauptstraße stehen. Falls es dazu wirklich kommen sollte, lege ich lieber schon mal die Abschleppöse zurecht.

Hilfe kommt

Als ich deshalb gerade den Kofferraum ausräume, kommt ein Pickup mit breiten Reifen und einem jungen Mann am Steuer angefahren und fragt, ob er helfen kann… Gerne! Er war einer der beiden Motorradfahrer von vorhin. Er holt ein stabiles Seil von der Ladefläche, zeigt uns als Befestigung den Rabbit- Hole Knoten und kurz darauf haben wir festen Boden unter den Rädern.

Puh, welche Erleichterung! Wir bedanken uns vielmals und geben dem hilfreichen Samariter unsere einzige Flasche Alkoholisches mit. Die ganze Aktion hat über eine Stunde gedauert, deshalb wollen wir jetzt die ursprünglich geplante Kaffeepause auf dem nächsten Campingplatz verbringen.

Campingplatz

Nur 11 Kilometer weiter finden wir einen kleinen familiären Platz an der [920], Ásbrandsstaðir camping. Eine Wiese neben einem Bauernhof, aber er hat alles was nötig ist, nebst Spielplatz und viel Platz. 

Wir setzten uns in die Sonne, trinken unseren Kaffee und resümieren das Erlebnis. Irgendwann rappeln wir uns auf, sortieren den Koffeerraum neu. Alles was ich vor Reiseantritt so platzsparend in und um das Seitenfach mit dem Wagenheber verstaut hatte, ist jetzt auf der Rückbank deponiert worden. Die Frau sammelt die reichlich verdreckte und verschwitzte Wäsche ein und verschwindet im kleinen Gebäude des Platzes. Die Waschmaschine hat ein „Quick Wash“-Programm und kostet nix. Nach einer guten Stunde hängt die Wäsche bereits draußen auf der Leine. Der Tag hat früh begonnen und jetzt ist schon bald der neue Tag.


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