Die Straße [920] führt direkt am Campingplatz Ásbrandsstaðir camping vorbei, aber sie ist asphaltiert und wird nur wenig befahren. Daher war die Nacht auf dem Campingplatz sehr ruhig. Wieder einmal werde ich von der Sonne geweckt, sie scheint durch einen kleinen Spalt an der Fenstertasche direkt in mein Auge. Deshalb stehe ich bereits kurz vor 6 Uhr in der kostenlosen Dusche des Campingplatzes.
Während wir draußen in der Sonne frühstücken bekommen wir Besuch vom Hofhund. Er schaut sich alles kurz an und verschwindet dann wieder. Wir lassen es gemütlich angehen und sehen, wie die anderen Camper nach und nach abreisen. Gegen Mittag machen wir uns auf nach Vopnafjördur. An der örtlichen N1 Tankstelle waschen wir den Dreck der letzten Gravel Roads vom Bus runter.
Arctic Coast Highway
Es geht weiter über die [85] nach Norden, immer auf dem Arctic Coast Way entlang. Für einen Abstecher nach Bakkafjördur verlassen wir die Straße. Nach Þórshöfn biegen wir nicht ab, denn das interessante Wrack der DC 3 auf einer Wiese ist inzwischen entfernt worden. Bei den gelegentlichen Fotostopps achten wir jetzt immer auf festen Untergrund und so findet die Mittagspause heute auf einem regulären Rastplatz statt.
Zur Ostseite des Dettifoss
Der Himmel im Osten ist noch strahlend blau, aber im Westen hängen tiefe dichte Wolken. Da wollten wir eigentlich hin, die Wetteraussichten sind jedoch wirklich übel. In 2016 haben wir Island schon einmal umrundet und dabei viel gesehen. Also werden wir diesmal nicht an der geplanten Route festhalten und statt dessen dem guten (oder weniger schlechtem) Wetter folgen. Unser nächstes Ziel ist jetzt die Ostseite des Dettifoss.
Die [85] verläuft weiter an der Küste nach Raufarhöfn. Aber wir folgen jetzt dem Arctic Coast Way Winter, bei dem die [85] westlich über den 212m hohen Pass Hófaskarð führt. Die Straße trifft nach etwa 30 Kilometern wieder auf die Küste und es geht südwärts weiter. Der Blick reicht manchmal bis zu den Gletschern im Hochland, auch wenn die in grau gehüllt sind.
Auf die Straße 864 – nördlicher Teil
Bei Skinnastaðir verlassen wir die [85] und folgen der [864] am östlichen Ufer des zweit längsten Fluss Islands, der Jökulsá á Fjöllum. Es beginnt jetzt zu regnen und uns kommen häufig schnelle Autos entgegen. Am Hafraglisfoss schauen wir bei eisigem Wind und leichtem Regen in den Canyon hinunter. Wir setzen uns in den warmen Bus und beobachten die anderen Reisenden mit ihren PKW. Sie springen schnell raus, fotografieren mit hochgezogenen Schultern in Richtung Canyon und springen dann fix zurück ins Auto.
Nach einem kurzen Check der Parkverhältnisse am Dettifoss fahren wir wieder ca. 15 km zurück zu einem Schotterplatz, auf dem wir übernachten wollen. Während des Abendessens reißt die Wolkendecke auf, immer mehr blau ist am Himmel zu sehen und die Regenpausen werden länger. Plötzlich bildet sich ein Regenbogen, jetzt schnell Schuhe an und raus. Knipsen, knipsen, knipsen!
Am Hafraglisfoss
Es ist wie immer früh und wieder scheint die Sonne. Nach dem Aufstehen fahren wir gleich los. Zunächst zum Hafraglisfoss. Hier steht die Sonne günstig und wir können jetzt die verschiedenen Farbtöne der Felsen sehen.
Am Dettifoss
Um 6 Uhr erreichen wir den Parkplatz auf der Ostseite vom Dettifoss. Wir sind nicht die ersten Besucher, aber viele sind es nicht. Die Sonne steht allerdings noch sehr tief und der Canyon liegt im Schatten, darum Frühstücken wir zuerst.
Vor der 2. Tasse Kaffee ziehen wir los, zum Fotoshooting Dettifoss. Der Abgang vom Parkplatz ist steil, mit großen Steinen oder kleinen Felsbrocken die als Treppe mit hohen Stufen fungieren. Teilweise ist es ganz schön rutschig.
Die Gischt sprüht hoch und weit, je nach Windrichtung wird es sogar in großer Entfernung gelegentlich nass. Ab und zu ist über dem Canyon ein Regenbogen zu sehen. Es ist sehr beeindrucken wie sich die Wassermassen über die Kante hinunter in den Canyon schieben. Die dabei verdrängte Luft sorgt für kräftige Aufwinde, welche das an den Felswänden herabfließende Wasser sogar wieder aufsteigen lassen.
So früh am Morgen kann ich auf der Westseite nur einen einzigen Fotografen ausmachen. Hier auf der schwerer zu erreichenden Ostseite sind es fünf Leute.
Straße 864 – südlicher Teil
Am Canyon weht ein kräftiger Wind und es ist trotz Sonnenschein ziemlich kalt, da tut die 2. Tasse Kaffee vom Frühstück richtig gut. Es kommen mittlerweile immer mehr Reisende an, so dass wir aufbrechen und jetzt den südlichen Teil der [864] bis zur Ringstraße fahren werden.
Hätten wir geahnt, wie der Zustand der Strecke ist, wären wir garantiert über die Nordroute zurückgefahren. Jetzt kommen wir oft nur in Schrittgeschwindigkeit voran, es gibt solche Schläge, man denkt, der Bus bricht auseinander! Wir probieren alles aus: Schrittgeschwindigkeit, zügig oder auch sehr schnell. Es ist einfach brutal. Jeder kurze Abschnitt mit nicht so heftiger Schaukelei wird als wonnige Erholung gewertet und mit Erleichterung wahrgenommen. Irgendwann sind die 30 km geschafft und wir fahren auf der Ringstraße [1] nach Westen.