Es dauert ein wenig, bis die Sonne über die umgebenden Berge scheint, auch ist immer mal eine Wolke dazwischen, doch der Tag hat Potential. Ich bin schon um fünf Uhr aufgestanden und konnte sofort duschen. Eine Stunde später findet die Frau bereits eine Warteschlange vor.

Für das Frühstück stehe ich jetzt wieder an der Heckküche und brutzle Speck und Eier. Der Bequemlichkeit halber essen wir im Bus, aber den zweiten Kaffee trinken wir draußen.

Wir packen zusammen und die Entsorgung klappt fix, beim Wasserzapfen mogeln wir uns an die Spüle, die hat wenigstens ordentlich Wasserdruck. Die offizielle Zapfstelle ist ein ewig langer Schlauch mit einer schmalen Metalldüse und nur einem Rinnsal – bei einem großen Wohnmobil steht man da sicher eine ganze lange Weile.

Gletscher Hoffellsjökull

Wir starten zum Gletscher Hoffellsjökull über die [984] zur [983] und schaffen die Rumpelstrecke problemlos. Den roten Bus stellen wir vor einem kleinen Hügel ab. Oben vom Hügel erblicken wir den Gletscher und den See voller Eisberge. Ein erhabener Anblick.

Unten am Ufer finde ich viele Fotomotive. Bei den Entfernungen verschätze ich mich. Vieles sieht so nah aus, ist aber weit entfernt, denn die Eisberge sind riesig. Die Frau experimentiert derweil mit der Glaskugel und unserem Mini-Bus-Fuhrpark. Nach fast zwei Stunden treffen wir uns am Bus wieder.

Vestrahorn Stokksnes

Dann geht´s weiter Richtung Höfn, um nochmal zu dem Aussichtspunkt zu fahren, wo gestern der Mercedes liegen geblieben war, doch die Bergspitzen liegen in Wolken. Stattdessen fahren wir gleich nach Stokksnes um das markante Bergpanorama Vestrahorn anzuschauen. Zuvor müssen wir jedoch zwei Tickets für 900,- ISK pro Person kaufen.

Mit dem Ticket in der Tasche können wir uns das Bergpanorama, den schwarzen Sandstrand, einen Vogelfelsen, den Leuchtturm und das Wikinger Dorf ansehen.

Okay, schwarzer Strand ist nett, fotogen, auch mit den putzigen Grashügeln sehenswert, doch der Wind pustet Sand durch die Gegend, der gefährlich für die Kameras werden kann. In 2016 ist uns deshalb schon eine Kamera kaputt gegangen. Der Vogelfelsen ist genau das, ein Fels über den gelegentlich diverse Vögel fliegen. Naja, wir sind verwöhnt, denn der Besuch von Latraberg in 2016 lässt sich nur schwer übertreffen.

Leider ist das Vestrahorn obenrum immer noch etwas „cloudy“, also auf zum Leuchtturm, der eine dreieckige Form hat und nur von einer Seite fotogen wirkt – derzeit im Gegenlicht mit bewölktem Himmel. Wir warten ein Weilchen, auch weil die Bergspitzen teilweise sichtbar werden – aber die Wolken sind hartnäckig. Wir stapfen zurück zum Bus, der Hunger meldet sich.

Prompt scheint die Sonne durch die Wolken und der Leuchtturm erstrahlt vor blauem Himmel im Sonnenschein! Das ist Absicht, denn wir sind nicht mehr in Fotoreichweite!

Wikingerdorf

Jetzt gehts zum Wikingerdorf-Parkplatz, denn die Berge verstecken sich immer noch in den Wolken. Am Parkplatz essen wir eine Suppe, die können wir hier einfach im Bus erwärmen.

Das Wikingerdorf ist nur als Filmkulisse erbaut worden. Ein paar Gebäude aus Treibholz, die nicht betreten werden dürfen (Verletzungsgefahr) und ein Schiff, an dem ein Installateur Arbeiten ausführt. Obwohl es nette Fotomotive gibt, kann ich mich nicht richtig begeistern. Das liegt vielleicht auch an dem 3 stöckigen Betongebäude im „Wikingerdorf“.

Zurück am roten Bus ist es schon nach 17 Uhr und wir beschließen, nochmal auf den Campingplatz von letzter Nacht zu fahren. Hier stellen uns an fast die gleiche Stelle von gestern. Es soll heute Nacht Regen geben, also bleibt das Dach zu.

Meine Nacht war kurz und nach dem Aufstehen gehe ich gleich duschen. Während des Frühstücks im Bus gibt es ein kleinen Unterhaltungsprogramm. Am Rand der Pferdekoppel absolviert eine junge Frau ihre Gymnastikübungen. Nach und nach kommen immer mehr Pferde und schauen ihr zu! Die Pferde schreiten mit erhobenem Kopf auf die Frau zu und beobachten ihre Kniebeugen oder das Beinstrecken in verschiedene Richtungen. Erst beim Seilspringen scheuen die Tiere, stoppen aber gleich wieder und schauen weiter. Das ist amüsant anzusehen.

Haben sie einen Mietwagen für mich?

Am Flugplatz von Höfn muss ich schmunzeln. Die Mietwagenflotte erinnert mich sofort an eine Filmszene von „Walter Mitty“.

In Höfn ergänzen wir die Vorräte. Das ist in dieser Gegend nicht ganz so einfach, durch die Gletscher ist es hier nur sehr dünn besiedelt und es gibt wenig Einkaufsmöglichkeiten. Vielleicht warten deshalb schon einige Reisende vor dem Supermarkt auf die Öffnung. Unser Einkauf kostet 100,- € und wird hoffentlich die nächsten 3-4 Tage reichen. Im Regen geht es weiter gen Westen, ab Mittag soll der Regen nachlassen und am frühen Nachmittag die Sonne scheinen.

Zur Gletscherlagune

Am Diamond Beach sitzen wir auf einem Parkplatz zunächst den Regen aus. Für das Mittagessen parken wir den Bus um, damit die Rückseite im Windschatten ist. Jetzt kann ich die Lamm-Nuggets braten während Frau den Salat vorbereitet. Dazu gibt es frisches Baguette und Skyr zum Dessert.

Eiszeit

Für die Gletscherlagune und den Diamond Beach haben wir uns schon in 2016 drei Tage Zeit genommen. Wer nur ein knappes Zeitfenster von wenigen Stunden hat, bekommt die faszinierende Szenerie vielleicht gar nicht zu sehen. Dann kann es vorkommen, dass sich vor den wenigen Eisbrocken Warteschlangen zum Fotografieren bilden. Vielleicht liegen auch gar keine Eisbrocken am Strand, wie bei einem asiatischen Brautpaar, das sein Fotos bei Nebel vor einem winzigen Eisstück arrangieren musste. Nur 4-6 Stunden später hat sich die Strömung geändert und der Strand ist voll mit Eisstücken.

Gletscherlagune Jökulsarlon

Mittlerweile ist die Sonne durch die Wolken gebrochen, es klart immer weiter auf, jetzt können wir losziehen und Eisberge fotografieren. Manche Eisblöcke drehen sich im Wasser oder brechen auseinander, andere ziehen schnell an einem vorbei aus der Lagune raus – es ist gerade Ebbe. Mitten drin schwimmen Robben, Papageitaucher und Enten.

Damit die Eisberge die Brücke der Ringstraße 1 nicht beschädigen, wird jedes Jahr vor der Brücke unter der Wasseroberfläche ein großer Damm aufgeschüttet. Hier bleiben die Eisbrocken bei ablaufenden Wasser hängen, bis sie zerbrechen und gefahrlos unter der Brücke ins Meer treiben.

Wir gehen zu einem abseits gelegenen Uferabschnitt fast ohne andere Menschen. Der Strand ist steinig und nicht aus feinem schwarzen Sand, aber Eisbrocken sind auch hier gestrandet. Wir fischen ein paar bizarr geformte Eisbrocken aus dem See und stellen eine Fotokulisse her. Die Mini-Bulli-Parade gibt coole glitzernde Motive im Eis.

Übernachtung am Gletscher?

Wir überlegen mittlerweile, wo wir übernachten können und beschließen, ein paar kleine Wege zu den Gletschern auszuprobieren. Der erste Platz ist ein Parkplatz (also eine einigermaßen ebene Fläche mitten in der Landschaft), die gut ausschaut für die Nacht – vielleicht? Wir fahren erstmal weiter, eine andere sehr rumpelige Straße entlang zum Gletscher, doch dort stehen schon mehrere HappyCamper und überall liegen weiße Taschentücher hinter den Steinen und auf dem Moos. Nach weiteren Erkundungen landen wir wieder beim ersten Platz und da bleiben wir jetzt einfach stehen. Morgen wissen wir, ob wir bleiben durften.

Gletschersee Fjallsárlón

Wir durften bleiben! Die Nacht war ruhig, heute Früh sind schon die ersten Besucher da, aber die sind schnell wieder weg. Vom Bett schauen wir durch das Heckfenster genau auf den Gletscher, hat auch nicht jeder. Während der Kaffee kocht schaue ich mit der Drohne mal am Gletscher nach.

Zurück an den Diamond Beach

Weil das Wetter so gut ist und die Sonne richtig steht, geht es vor dem Frühstück nochmal zum Diamond Beach. Um kurz nach acht sind nicht viele Menschen hier, ein paar Camper haben wohl auf dem Parkplatz genächtigt. Wir haben Glück, der schwarze Strand ist mit Eisbrocken übersät, es ist Ebbe und wir haben ihn ganz für uns alleine!

Nach einem leckeren Frühstück am roten Bus geht es für uns weiter auf der [1] gen Süd-Westen.