Postamt Klaipeda

Mit der 10 Uhr Fähre verlassen wir die Kurische Nehrung. In Klaipeda wollen wir uns zunächst das historische Postamt ansehen. Wir können direkt davor parken und einen Parkschein lösen. Das Postgebäude ist im Jahr 1893 für die Deutsche Reichspost in Ostpreussen eröffnet worden und noch heute wirklich sehenswert. Von Außen roter Backstein und im Postraum sind die Verzierungen, Wandverkleidungen und Verkaufsschalter der Ursprungsjahre zu sehen. Ein interessanter Ort, welchen wir ganz ohne Eintrittskarte ansehen können, denn die Poststelle ist noch heute in Betrieb!

Am Danès Park stellen wir den Bus am Straßenrand ab und gehen Richtung Altstadt. Im Fluss liegt ein mächtiges Segelschiff, welches ein Restaurant beherbergt. Das Schiff ist nach dem 2. Weltkrieg als Reparationsleistung Finnlands geliefert worden und wurde als Schulschiff eingesetzt. Die Restaurierung liegt zwar erst 6 Jahre zurück, aber am Rumpf sind schon wieder deutliche Zersetzungsspuren zu erkennen. 

Wir gehen rüber zur anderen Seite am Theater vorbei und den alten Speichern durch die Gassen. Die sind alle mit Kopfsteinplaster versehen, auch die Bürgersteige, da muss man etwas aufpassen, sonst stolpert es sich gar zu einfach. In einer kleinen Bäckerei, die hauptsächlich Pralinen herstellt, kauft die Frau einem Baumkuchen ähnliches Gebäckstück, das recht teuer ist, aber total lecker!  Es folgt ein kleiner Rundgang in der Altstadt, dann wollen wir endlich ins Landesinnere. 

Nach Osten

Auf der Autobahn geht es überwiegend schnurgerade ohne größere Höhen durch die sonnige Landschaft nach Osten in Richtung Kaunas und Vilnius. Auf dem Randstreifen begegnen uns Fußgänger, Radfahrer, Traktoren und Störche. Völlig unerwartet wird auf einmal das Ende der Autobahn angekündigt. Dann eine Geschwindigkeitsbegrenzung und das Schild Autobahnende. Kurz darauf kreuzt ein Feldweg die Fahrbahn, dann beginnt wieder die Autobahn. 

Bei Kaunas herrscht viel Verkehr und es gibt Stau. Weil das Wetter nicht so dolle ist, fahren wir weiter und suchen uns einen Platz für die Nacht. Nach zwei freien Übernachtungen wäre ein Campingplatz nicht schlecht. Am Ilgis See befindet sich laut Park4Night App ein Platz, der mit 5 Sternen bewertet ist. Nun ja, die Anforderungen für große Wohnmobile, – ich sage jetzt nicht die „weißen“, denn die meisten Calis fahren ja auch unbunt durch die Gegend – ,  beschränken sich oft auf einen ebenen geschotterten Platz und Stromanschluss. Das ist hier zwar gegeben, aber erfüllt nicht ganz unsere Vorstellungen. 

Der nächste Platz bei Gratiškes ist da schon etwas besser. Wir mussten uns etwas durchfragen, bis den Anwesenden klar war was wir wollten. Entgegen der Berichte von anderen Reisenden, sprach hier niemand der vielen Leute englisch. Das sollte übrigens auf der weiteren Reise so bleiben. Junge Leute bis 25 Jahre können Englisch, ältere Menschen eher nicht. 

Als plötzlich jemand über die große Wiese flitzte und die Sanitärräume aufschloss, haben wir das als erfolgreiche Anmeldung interpretiert und uns auf der großen Wiese einen Platz gesucht. Die Katze kommt auch gleich zur Begrüßung und ist sehr neugierig. Später essen wir unsere Makrele mit Brot und Salat und zum Nachtisch gibt es das Gebäck aus Klaipeda, hmmmm! Genau richtig zum Kaffee. Zwischendurch tröpfelt es ein wenig vom Himmel, aber nix aufregendes. Das Dach ist offen und die Türen auch. Da wir die einzigen Gäste sind, stehen uns Duschen und Toiletten exklusiv zur Verfügung. Nach einer schönen heißen Dusche lassen wir den Tag ausklingen.

Wasserburg Trakai 

Es regnet den ganzen Morgen und wir trödeln etwas rum. Gestern Abend kam niemand zum kassieren, also fahren wir jetzt zu einem Wohnhaus, wo uns schon eine ältere Dame auf der Treppe erwartet, um 15 Euro zu kassieren. 

Nicht weit von unserer Übernachtung befindet sich die Wasserburg Trakai, welche zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Litauen gehört. Sie liegt sozusagen auf dem Weg und das Wetter ist ja wie gemacht für ein Gebäude umgeben von Wasser… Vor Ort sind viele Besucher unterwegs, mit vom Wind verbogenen Schirmen, wehenden Regenumhängen und ausgebeulten Jacken, weil sie ihre Fotoapparate darunter vor Nässe schützen wollen. Bei strömenden Regen umrunden wir die Burg, die heute anscheinend nicht so stark besucht ist. Auf dem Weg zum Bus kauft die Frau warme Piroggen zum Mittagessen und verschwindet dann in den Souvenirläden.

Vilnius 

Wir fahren weiter zur Altstadt von Vilnius. Der zuerst ausgewählte Parkplatz ist eine Baustelle, aber in einer Seitenstraße können wir günstig parken. Wir tippeln los und wollen zur Touristinformation, da gibt es Stadtpläne und Prospekte. Gesagt, nicht getan, das Ding hat zu! In der Hauptstadt Litauens wird in der Haupturlaubszeit die Touristinformation über Mittag für eine Stunde geschlossen,- es sei Ihnen gegönnt. Leider ist noch nicht mal irgendwo ein Stadtplan in Sicht. Daher machen wir uns etwas planlos auf den Weg durch die Altstadt. 

In einem Supermarkt wollen wir uns als Imbiss frische mit Obst gefüllte Piroggen holen. Leider kann uns niemand etwas zur Füllung sagen, denn englisch ist mal wieder Fehlanzeige. Lediglich die Kassiererin klärt die Situation, indem sie heftig mit dem Kopf nickt und die Teile durch die Kasse zieht. Macht dann 2,80 Euro. Beim Essen stellen wir fest, dass ihr Kopfnicken offenbar nicht unserer Frage nach süßem Inhalt galt….

Wie schon in Klaipeda und auf der Nehrung sind auch hier in Parkanlagen, an öffentlichen Plätzen und Parkplätzen häufig Dixi Klos aufgestellt. Bezüglich Sauberkeit hat ja bestimmt schon jeder schlechte Erfahrungen mit den Dingern gemacht. Aber hier ist das ganz anders. Die Toiletten sind sehr sauber, haben immer Toilettenpapier, häufig auch Seife und fließend Wasser. Wir sahen auch immer wieder Servicefahrzeuge bei der Reinigung.

Übernachtung am See

Nach unserem Stadtrundgang verlassen wir Vilnius in Richtung Norden. Nach etwa 40 Kilometern weiter suchen wir dann einen Übernachtungsplatz am See. Den erreichen wir über die erste Gravel Road des Urlaubs und einer Fahrt durchs Unterholz. Wir stehen unmittelbar am Wasser, haben eine Feuerstelle und sogar Tisch und Bänke. Der schon seit vier Tagen andauernde kräftige Wind sorgt in den Bäumen für eine gleichmäßige Geräuschkulisse. Am Abend kommt ein junger Mann zu uns ans Seeufer und fragt mich, wie wir denn diesen Platz gefunden hätten. Er ist etwas erstaunt uns hier anzutreffen. Eigentlich wollte er und seine Freundin hier Zelten, aber für seinem BMW sind die letzten 40 Meter nicht passierbar. Sie wollen ihr Zelt jetzt auf eine kleine Wiese abseits vom Seeufer aufbauen.

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