Irgendwann werden wir von der Sonne geweckt, denn es wird warm im Bus. Wir frühstücken gemütlich und beschließen, auch wegen des schönen Wetters, einen weiteren Tag hier in Dreverna mit faulenzen zu verbringen. Ich lege das neue Solarpanel in die Sonne, denn ein paar Amperestunden tun der Batterie bestimmt gut. Immerhin lief die Kühlbox schon die 24 Stunden auf der Fähre durch.

Mittags schlendern wir durch das kleine überschaubare (ehemalige) Fischerdorf. Inzwischen hat der Wind kräftig zugelegt, sodass wir uns in den Windschatten vom Bus setzen müssen. Weil der Wind in der Nacht noch heftiger werden soll, machen wir das Dach von unserem Bus lieber zu.

Zur Kurischen Nehrung

Offenbar bin ich heute Morgen mit meinem Wunsch zu Duschen etwas zu früh für die Rezeption, denn entgegen der Zusage ist niemand zum Aushändigen des Schlüssels da. Zum Glück sind zwei Kabinen unverschlossen, so steht meiner Morgendusche doch nichts im Wege.

Wir verlassen den Campingplatz in Deverna und machen uns auf zur Kurischen Nehrung. Dazu müssen wir in Klaipeda mit einer Fähre übersetzen. Wir bezahlen einmalig 12,30 Euro für Hin- und Rückfahrt, denn auf der anderen Rückfahrt findet keine Kontrolle mehr statt.

Zunächst schauen wir uns nördlich der Anlegestelle um. Dort befindet sich ein Delphinarium und ein Apuarium, welche wir jedoch nicht besuchen. Am Weg zum Strand weisen Schilder auf die bestehende Gefahr durch Zecken hin. Die verbogenen Kiefern lassen bereits ahnen, wie kräftig hier der Wind wehen kann. Kurz darauf bläst er uns am Strand direkt ins Gesicht. Auf dem Meer sind ordentlich Wellen zu sehen und der Wind pustet Sand durch die Luft. Es ist hart an der Schmerzgrenze, besonders für kurze-Hosen-Träger wie mich. 

Die Reise geht auf einer sehr kurvenarmen Straße weiter in südliche Richtung. An einer Mautstation müssen wir 20 Euro für die Fahrt in den Nationalpark entrichten. Links Bäume, rechts Bäume und die vielen Stichstraßen sind mit Schlagbäumen gesperrt. Parkplätze gibt es nur alle paar Kilometer für jeweils 5 bis 10 Autos. Die sind schnell belegt, somit ist parken, um an den Strand zu kommen oder in dem beschaulichen Ort ‚Nida‘ spazieren zugehen, zunächst schwierig. 

Auf die Dünen

Wir fahren eine Runde durch den Ort, finden einen Parkplatz an der Zufahrtsstraße und laufen die knapp 2 km zur fast größten Düne Europas (die Größte ist in Frankreich). In dem tiefen weichen Sand ist es recht anstrengend. In der Nähe unseres Ziels stoßen wir dann auf eine neue geteerte Straße, die zu einem kleinen Parkplatz an der Aussichtsplattform der Düne führt. Die war auf dem I-Pad wohl nicht zu erkennen, – ohne weiter rein zu zoomen.

Auf der Düne herrscht auch ein wildes Lüftchen. Unser Blick geht rüber nach Russland, ist ja sozusagen in Spuckweite. Ansonsten, nun ja, Sand halt; mit Bäumen, um die Düne am Wandern zu hindern, Blick zur Ostsee, Skulptur ‚Gegen den Wind‘ (soll Jean-Paul Sartre darstellen), Blick runter nach Nida und auf’s Haff. Vielleicht sieht es von unten beeindruckender aus? Nein, tut es nicht, jedenfalls nicht vom Nidaschen Hafen aus. 

In einem Fischladen kaufen wir geräucherten Barsch, der zusammen mit einer Kaviarstange aus dem Supermarkt unsere heutige Mahlzeit bildet. Nach einer ausgiebigen Pause suchen wir jetzt einen Platz für die Nacht. Der einzige Campingplatz auf der Nehrung hat uns nicht zugesagt, zu eng und ungemütlich. Wir halten noch mal, um einen letzten Blick auf die tosende Ostsee zu werfen, denn man kann sie an der Straße deutlich hören! Aber wir kommen nur bis an den Rand der Düne, dann haut uns der Wind fast um und der Sand peitscht ins Gesicht. Nach einem schnellen Foto flüchten wir vor dem spärlich einsetzendem Regen in den Bus.

Ein paar Kilometer weiter auf Höhe des Abzweig nach Pervalka steht ein Hinweis zu einem gebührenfreien Parkplatz. Den schauen wir uns an – fast leer, von der Straße nicht einzusehen, hier bleiben wir über Nacht! Wir trinken Kaffee, genießen Plunderteilchen und beobachten die unverdrossenen Strandgänger, die aber alle baldigst den Rückweg antreten. Es weht immer noch eine recht steife Briese.

Noch eine Düne

Das Wetter ist etwas weniger stürmisch, nachts hat es mal geregnet, aber jetzt scheint wieder die Sonne. Wir frühstücken spät und ausgiebig, sind erst um 11 Uhr startklar und kommen bis Juodkrante. Dort schlendern wir an der Promenade entlang und sehen uns die restaurierten alten Häuser an. 

Mittags essen wir im Restaurant gebackene Makrele mit Salat und Fischfrikadellen mit Kartoffelpüree und Salat. Beides sehr lecker und ausreichend für uns. 21,20 € bezahlen wir für alles, also ganz normale Preise. 

Wieder am Bus stelle ich fest, das mein Autoschlüssel abgebrochen ist… so was blödes! Die Gelenkverbindung vom Schlüsselbart zur Fernbedienung ist gebrochen. Sicherheitshalber tauschen wir gleich mal unsere Schlüssel, denn die Frau fährt im Urlaub nicht selbst und muss den Bus ja nur mit der Fernbedienung öffnen bzw schließen können. 

Am Nachmittag fahren wir noch mal zurück zu einer anderen Sanddüne. Das Parken ist kostenlos, aber der Weg zur Düne ist kostenpflichtig, 2,- € pro Person. Dafür können wir angenehm auf Holzstegen laufen – zumindest im anfänglichen Teil. Dann kommen die sandigen unbefestigten Abschnitte, mit momentan solch heftigem Wind, dass es wieder auf der Haut prickelt. Am Ende der freigegebenen Strecke sieht man das Haff, die Dünen und in der anderen Richtung die Ostsee. Der Wind bläst den Sand hoch, es knirscht zwischen den Zähnen. Am eingezäunten Ende schießen wir schnell ein paar Fotos, dann kämpfen wir uns, den Wind gegen uns, zurück zum Bus.

So, jetzt wollen wir ein Eckchen für die Kaffeepause finden… Auf Google maps finden wir eine Straße am Ostseeufer entlang, das testen wir aus. Es ist tatsächlich eine Straße mit Zugangsmöglichkeiten zum Strand, hauptsächlich für die Radfahrer gedacht, aber wir halten am Rand. Zuerst der obligatorische Gang zum Strand, wo wir Fotos machen, nach Bernstein suchen (und klitzekleine Bröckchen finden) und mit den Wellen spielen. Während unserer Kaffeepause am Bus schaut sogar die Polizei vorbei, denn Übernachten ist hier trotz der vielen verlockenden Plätze nicht gestattet.

Also werden wir nach einem anderen Übernachtungsplatz Ausschau halten. Der angedachte Platz in der Nähe des Fähranlegers ist nicht zum Parken über Nacht freigegeben. Dafür können wir noch mal am Strand ein paar Fotos machen. Wenn wir jetzt zurück fahren, ist erneut die Maut fällig. Also suchen wir weiter, fahren verschiedene Punkte an, sehen zwischendurch wieder die Polizei und landen schließlich an einem Aussichtsparkplatz mit Blick auf die Ostsee. Leider direkt an der Straße, aber hier dürfen wir wenigstens parken. Also bleiben wir. Bisher stehen wir hier auch ganz alleine und so viel Verkehr wird von der Fähre jetzt auch nicht mehr kommen. 

Kurische Nehrung: Die Autofähren zwischen Klaipeda und Smiltynė legen tagsüber alle 20 Minuten ab. Von 19:40 Uhr bis 6:40 Uhr gibt es einen Stundentakt. Das Ticket für Hin- und Rückfahrt (2019: 12,30 Euro) wird auf der Klaipeda Seite gekauft. Bei der Rückfahrt fand keine Ticketkontrolle statt. Etwa 7 Kilometer vom Fähranleger entfernt befindet sich die Mautstation für die Kurische Nehrung. Im Sommer 2019 waren 20,00 Euro pro Fahrzeug zu zahlen. Freies Campen ist im Nationalpark nicht gestattet und in den übrigen Bereichen durch Parkverbote eingeschränkt.

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