Wir werden wieder von der Sonne, beziehungsweise den hohen Temperaturen im Bus geweckt. Es ist heute ziemlich windig, darum frühstücken wir im Windschatten hinter dem Bus.
Ich habe ganz optimistisch den Schweizer Wassersack in die Sonne gelegt, denn ich möchte heute duschen. Die Nachbarn sind noch in ihren weißen Bobils und rühren sich nicht. Die Gelegenheit ist günstig, Wassersack auf die geöffnete Heckklappe legen, nackig machen und los: oh, ah, yip yip yip, brrr… nun bin ich hundert Prozent wach! Ist anscheinend doch nur knapp über dem gefühlten Gefrierpunkt.
Berlevåg
In Berlevag gehen die Frau und ich getrennte Wege. Sie schlendert durch kleine Lädchen und ich versuche an der großen Mole dem Meer etwas Essbares abzuringen.
Die Hafenmole erweist sich heute als kein guter Ort zum Angeln. Also wechsele ich meine Werkzeuge und fotografiere ein wenig im Ort. Am Hafen wird gerade ein Fischkutter entladen, was für lautstarke Aufregung bei den zahlreichen Möwen sorgt.
Im Gegensatz zu meinem misslungenem Angelversuch, war die Frau in Berlevåg erfolgreicher. In einem Geschäft für Glas Deco hat sie ansprechende Geschenke gefunden, die sie sogleich sicher in der hintersten Ecke vom Bus verstaut. Vom restlichen Geld hat sie sich noch ein Eis gegönnt, was ja angesichts des Wetters durchaus angemessen ist.
Pottwal am Straßenrand
Nachdem wir Berlevåg wieder verlassen haben, kommen wir zu der Stelle mit dem verendeten Pottwal. Wir halten am Straßenrand und haben das Gefühl jeden Moment kippt der Bus um. Ist aber halb so schlimm, denn der verträgt noch mehr Schräglage.
Der junge Pottwal liegt wohl schon eine Weile hier am Ufer. Sein markanter Unterkiefer wurde offenbar bereits als Trophäe entnommen. Die Fotos in der Lokalzeitung zeigten ihn jedenfalls noch mit vollständigem Unterkiefer.
Moltebeeren
Einige Kilometer weiter finden wir einen Platz zum Verweilen. Hier haben wir Blick auf das Meer, eine kleines Wasserbassin und etwas Grün.
Beim Erkunden der Umgebung entdeckt die Frau ein kleines Feld mit Moltebeeren. Da werden erst einmal ein paar Fotos geschossen. Als ich hinzukomme, überlegen wir, welche wohl die reifen Beeren sind? Die gelben oder die etwas mehr roten? Kurze Geschmacksprobe – es sind eindeutig die gelben!
Wir pflücken und naschen ein paar Beeren. Dann nehmen wir doch ein Schälchen und sammeln einige. Es ist noch ein Rest vom Joghurt da, den mischen wir unter die Beeren und schon genießen wir ein leckeres Dessert! Ich gehe gleich nochmal los, um noch ein Schälchen voll zu sammeln. Das kommt in die Kühlbox, für später.
Übernachtungsplatz
Dieser Platz ist so schön und die Sonne scheint, da bleiben wir glatt hier. Es ist noch früh am Tag, wir haben gerade mal 50 km geschafft, aber jetzt kann sich der bereits in der Sonne liegende Wassersack richtig aufwärmen. So kommt die Frau in den Genuss einer warmen Dusche. Viel angenehmer als bei mir heute morgen. Zum Abendessen braten wir (gekauftes) Fischfilet und essen frisches Brot dazu. Am Abendbeobachten wir lange den Sonnenuntergang. Beim Fotografieren fährt sogar ein Postschiff ins Motiv.
Auch heute haben wir immer noch Sonnenschein! Die Sonne geht hier irgendwann um 23 Uhr unter und um 2 Uhr wieder auf – nicht viel Zeit für Schlaf im kühlen Bus! Weil wir hier alleine stehen, lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück und machen Rührei mit Speck. Danach lasse ich die Drohne steigen und steuere sie für ein paar Luftaufnahmen zu dem gestrandeten Wal.
Båtsfjord
Die Fahrt von Berlevåg nach Båtsfjord führt uns über weite Flächen arktischer Tundra. Zumindest stelle ich es mir so vor. Ich mag diese karge Landschaft mit ihrem weiten Blick und den vielen kleinen Seen.
Båtsfjord finden wir trotz des schönen Wetters nicht so ansprechend. Aber immerhin haben wir einen weiteren Gullideckel in unserer Fotosammlung. Nach weniger als einer Stunde sind wir schon wieder unterwegs. Zur Mittagszeit rasten wir mit Brot und Rekesalat an einem der vielen Seen.
Auf der Rückfahrt halten wir an der Webcam von Statens Vegvesen und warten bis wir zu sehen sind.
Tana Mündung
Die Frau möchte gerne diese ‚Straße ins Nichts‘ fahren. Diese ist bei Høgholmen und führt auf 3 Kilometer Länge über eine Sandbank. Von der Piste aus sehen wir Rentiere und Schafe. Nach einer Rechtskurve endet sie auf einer Landzunge.
Nach Norden ist das Ufer sehr flach und lädt ein, mit den Füßen ins Wasser zu gehen. Auf dem Wasser fahren kleine Motorboote, die Sonne bruzzelt und es gibt Sandstrände. Typisch arktische Zone halt.
Kaffeepause am Strand
Für den Kaffee überqueren wir in Tanabru den Fluss und pausieren im Flussbett des Tanaelv. Weil es in der prallen Sonne noch so heiß ist, suchen wir etwas Schatten. Ganz in der Nähe badet ein junges Paar vergnügt im Wasser.
Dialog am Strand:
Frau: „In Finnland heißt Fluss ‚Joki‘ und hier heißt es ‚Elv‘, richtig?“
Ich: „Ja, Elv bedeutet Fluss und halb zwölf heißt großer Fluss!“
Es geht der Sonne entgegen, erst auf der [98], dann weiter auf der [886] Richtung Mehamn. Die Strecke ist ziemlich rumpelig und die Sonne blendet ungemein. Wir folgen einer schmalen Schotterstraße gen Osten und finden einen passenden (geschotterten) Übernachtungsplatz. Die letzten Sonnenstrahlen erwärmen uns den Abend im Bus.