Im letzten Jahr waren wir mit unserem roten Bus erstmals auf Sardinien und sind völlig unvorbereitet auf die Insel gekommen. Die obligatorische Straßenkarte hatten wir auf dem ersten Campingplatz gekauft. Diese Karte und die Apps maps.me und Map Out auf dem I-Pad sollen uns die nächsten Tage leiten.

Unsere kleinen Ausflüge in den Westalpen, abseits der Straßen, hatten anscheinend auch die erhoffte Wirkung, denn die Frau hat das Trackbook Sardinien gekauft. Nach dem ausgiebigen Studium der Karten schlägt sie auch vor, zunächst nach Norden zu fahren und dort die erste Route auszutesten.

Costa Smeralda

‚Costa Smeralda‘ ist die erste Route aus dem Trackbook und hat als blaue Piste mittlere Ansprüche. Sie ist auch für Kleinwagen empfohlen und es lässt sich gut an: Breite Fahrbahn, angeblich Einbahnstraße, nicht zu tiefe Rillen oder Huppel, trockener Untergrund. Es gibt auch jede Menge Parkplätze, die an den Rändern übersät sind mit den Glassplittern geborstener Autoscheiben. Daher bin ich bei unserem Besuch am Strand etwas angespannt und gar nicht traurig, dass die Wassertemperatur und das Wetter nicht zum Baden einladen. So belassen wir es bei einigen Fotos und stehen nach anderthalb Stunden wieder an der Strada Provinciale 94.

Littu Petrosu

Nachdem sich die erste Route so gut fahren ließ, probieren wir gleich die nächste: ‚Littu Petrosu‘ ist ebenfalls eine blaue Route, allerdings ist das Piktogramm des Kleinwagen durchgestrichen. Sie führt in Ost-West Richtung, ist kurvig und teilweise steil. Laut Trackbook soll diese Passstraße Ähnlichkeiten mit einer Route durch die Nationalparks der USA haben.

Es lässt sich gut an, die Piktogramme im Trackbook sind einfach zu lesen und durchaus präzise – man sollte sich auch dran halten…      „Bei Kilometer 2,6 musst du geradeaus“ – „ Es sind jetzt 2,5 km, dann fahren wir hier rechts und dann geradeaus.“ …. Die Strecke ist die nächsten Kilometer gänzlich ohne Abzweige! Es geht um enge Kurven mit ordentlich Steigung und doch recht holprig, aber im 2. Gang passt das.

Falsch abgebogen?

Die Frau befürchtet, dass wir falsch abgebogen sind und wir nicht mehr auf eine Straße treffen. Aber ich kann sie beruhigen, denn laut i-Pad Karte sind wir hier zwar auf einem anderen gestrichelten Weg unterwegs, der aber auch zu der angestrebten Straße am Ziel führt. Sie muss sich also nur noch Gedanken machen um die enge steile Strecke, die vielen großen Steine und tiefen Furchen auf der Fahrbahn, den schmalen mit Kratzbüschen gesäumten einspurigen Weg und hoffen, dass kein Gegenverkehr kommt!

Kein Gegenverkehr, dafür hängt ein rotes Absperrband quer über den Weg und ein Mann mit Warnweste und Funkgerät hält uns an. Oh je, alles wieder zurück? „Chiuso?“ fragen wir – „no no, momento“, dann hören wir was von ‚bus rosso‘ aus dem Funkgerät und schon hebt er das Band und winkt uns durch. Einen guten Kilometer Meter weiter erkennen wir Trucks, Menschen und Rallyeautos! Hier bereiten sich offenbar zwei Rallyeteams für die bevorstehende Rally d’Italia Sardegna 2020 vor, die hier im Norden mehrere Wertungsprüfungen haben wird. Dafür sind jetzt mehrere Strecken abseits der Hauptstraßen gesperrt. Erleichtert passieren wir die Leutchen und sind auch gleich auf der Asphaltstraße.

Kurz darauf finden wir einen Abzweig in bewährter Rumpelmanier und halten für eine Pause. Wie rum wollen wir stehen? – Am Besten mit Blick nach da…, oder doch lieber so mit Schatten? Nach gefühlt zwanzig Mal Wenden stehen wir so, dass wir unter der Heckklappe im Schatten sitzen können. Es gibt Salat und Thunfisch. Vor der Weiterfahrt muss der Bus wieder in die andere Richtung gedreht werden, also auf dem engen Raum vor zurück und vor zurück, duduudududu – die Abstandssensoren laufen Amok bei dem vielen Gestrüpp, aber dann ist es geschafft. Beim Essen ist mir auf der anderen Seite der Straße ein steiler, unbefestigter Weg aufgefallen. Da will ich noch testen, wie weit wir hoch kommen. Bei der ersten engen Kurve drehen die Vorderräder durch. OK, bei über 25% Steigung auf losem Schotter kein Grip. Also wieder rückwärts runter.

Lago di Liscia

Auch diese zweite Route hat Spaß gebracht, aber jetzt suchen wir einen Platz für die Nacht. Nach ein paar Erkundungsfahrten landen wir schließlich am  ‚Lago di Liscia‘ und befinden den Platz für gut. Etwas schief, aber mit den entsprechenden Steinen unter den Reifen geht das. Kaum haben wir uns häuslich niedergelassen, kommen zwei Hunde angerannt. Ein weißer (die Frau nennt ihn Django) und ein kleiner zotteliger Terrier oder so (Filine getauft). Beide sind sehr vorsichtig aber zutraulich, der Große zieht bald weiter, die Kleine bleibt bei uns. Sie hat uns wohl adoptiert, kommt uns jemand zu nahe bellt sie und knurrt. Das bleibt den ganzen Abend so, später liegt sie auf der Fußmatte vorm Bus und passt auf. Ob das die ganze Nacht so bleibt? Wir werden sehen.

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