Die passende Landkarte liegt schon seit 2020 im Schrank und das Trackbook kam ein Jahr später hinzu. Gelegentlich wurde drin geblättert und im Internet nach Reiseberichten gesucht. Eigentlich sollte unsere Reise losgehen, wenn die hessischen Osterferien sehr spät oder die Herbstferien sehr früh liegen. Naja, das dauert halt noch eine Weile. Daher kam es gelegen, dass für August 2023 die Wetterprognose in Nordeuropa schlechtes Wetter voraussagte.

So kam es, dass wir mitten im Sommer ein Reiseziel für den Herbst von unserer Liste abfahren: Die Pyrenäen

Wie bei vielen unserer Reisen wollen wir weniger Sightseeing machen, sondern zunächst die Region erkunden. Wie sieht die Landschaft aus? Wie sind die Straßen? Lässt es sich gut mit dem Camper reisen? Details kommen dann bei der zweiten oder dritten Reise an die Reihe.

Erstmal in die Westalpen

Unser Weg in die Pyrenäen wird über die Westalpen führen. Da können wir vielleicht vorab ein wenig Schotterpisten fahren. Leider müssen wir unsere geplante Nachtfahrt bereits am Abend abbrechen. Der ruhige Übernachtungsplatz in der Nähe des Eisenbahnmuseums Mühlhausen (F) ist daher nur eine Notlösung.

Bei Tagesanbruch sind wir schon wieder auf der Piste in Richtung Grenoble. Für die Autobahnmaut in Frankreich klebt ein Transponder an der Scheibe. Damit können wir viele Mautstellen ohne Halt durchfahren. Zusätzlich funktioniert die Box auch an den Mautstellen in Spanien, Portugal und Italien. Die geringe monatliche Nutzungsgebühr für den ansonsten kostenlosen Transponder wird nur bei tatsächlicher Nutzung berechnet. Alle Durchfahrten der Mautstationen werden nach 3-4 Tagen auf dem Smartphone aufgelistet.

Nachmittags erreichen wir die Ruinen der Caserne de Restefond, wo wir ganz in der Nähe einen Übernachtungsplatz finden.

Am Vormittag erklimmt die Frau den Cime de la Bonette, das ist ein 2860 m hoher Gipfel der im Parc National du Mercantour liegt. Die Aussicht vom Gipfel ist fantastisch und sie kann auch schon einen Blick auf die Schotterpiste werfen, auf der wir ins Tal fahren wollen.

Col de la Moutière

Wir umfahren den Cime de la Bonette und biegen nach 2,5 Kilometer scharf nach links ab. Die folgende Schotterstrecke führt über den 2454 m hohen Col de la Moutière (Denzel 491). Vor zwei Jahren konnten wir nur ein kurzes Stück fahren, heute wollen wir die kompletten 18 km fahren. Es gibt ein paar Auswaschungen in der Fahrbahn, aber ansonsten lässt sie sich gut befahren. Unterwegs finden wir einen schönen Platz zum Rasten und machen eine ausgiebige Mittagspause.

Nachdem wir das Ende der Strecke erreicht haben, müssen wir erst einmal Tanken. Das ist blöd, denn es sind 30 km Umweg bis zur Tankstelle.

Camp des Fourches

Nicht weit vom Col de la Bonette befindet sich das ehemalige Militärlager „Camp des Fourches“. Es wurde zwischen 1896 und 1910 erbaut. Insgesamt wurden 26 Hütten errichtet, die so ausgestattet waren, dass sich das Lager autark versorgen konnte. Heute erfreut sich der Ort bei Durchreisenden als interessanter Pausenplatz.

Mont Ventoux

Die zweite Nacht in den französischen Westalpen haben wir direkt an einem Bach auf einer Camp Wiese in 2280 Meter Höhe verbracht. Danach machen wir uns auf zum Mont Ventoux. Der stand seit Ostern 2015 auf unserer Liste, als wir mit gemieteten Wohnmobil wegen Schneefeldern nicht hinauf kamen.

Nach unserem Besuch auf dem Mont Ventoux geht es auf kurzem Weg zur französischen Autobahn. In Orange passieren wir die Mautstelle und fahren weiter über Montpellier, Narbonne und Perpignan zur spanischen Grenze.

Mautfrei in Spanien

Die Mautstation für die spanische Autobahn ist inzwischen stillgelegt, denn für den Abschnitt bis Barcelona müssen Reisende seit 2023 keine Maut zahlen. An der zweiten Ausfahrt hinter der Grenze verlassen wir die Autobahn und fahren noch ein paar Kilometer weiter parallel zur Strecke. Dann geht es über Landstraße nach Darnius und weiter zu dem kleinen abgelegenen Campingplatz Maçanet de Cabrenys an. Nach der langen anstrengenden Autobahnfahrt wollen wir den Nachmittag und Abend entspannen und eine ausgiebige Dusche genießen.

Pyrenäen Campingplatz

Die Fotos mit der grünen Wiese und den hohen Bäumen sahen sehr einladend aus. Wir haben Glück und bekommen ohne Reservierung einen Platz am Waldrand, wo es teilweise etwas Schatten gibt. So müssen wir nicht auf der verbrannten Wiese in der Sonne stehen. Den Rest des Tages versuche ich möglichst regungslos im Schatten zu sitzen und den Lärm der Zikaden auszublenden.

Vom offenen Waschhaus ist das langanhaltende Heulen eines Kindes zu vernehmen. Es hört nicht auf zu schreien und bildet einen interessanten Kontrast zu den lauter werdenden Zikaden. Irgendwann wird das schallenden Heulen aus dem Waschhaus schwächer und zwei Erwachsene mit einem weiterhin schreienden Kind überqueren die große Wiese. Jackpot! Ihr Ziel ist der Faltwohnwagen schräg neben uns. Das Kinderheulen begleitet uns den restlichen Nachmittag und ich bin plötzlich dankbar, dass die Zikaden so laut sind. 

Es bleibt die einzige Nacht unserer Pyrenäen Reise, die wir auf einem Campingplatz verbringen.

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