Kjøllefjord
In der Nacht hat es am Bus mehrmals laut geknallt, der Wind hat das Dachzelt gegen das Gestänge geschlagen. Hat sich angehört wie Maschinengewehrsalven, – sagt die Frau. Ich bin schließlich aufgestanden und habe das Aufstelldach geschlossen, auch wenn es hauptsächlich zu Beruhigung der Frau war. Egal, um 9 Uhr sind wir reisefertig und auf geht’s nach Kjøllefjord zum Einkaufen und Angeln.
Die heutige Nahrungsbeschaffung übernehmen wir also gemeinsam. Die Frau bezahlt dafür im Supermarkt mit Karte und ich am Fjord mit Geduld und Ausdauer: Zwei Fische für das Mittagsmahl! Solchermaßen ausgerüstet verlassen wir Køllefjord und düsen wir weiter nach Gamvik.
Slettnes Fyr
Der Leuchtturm Slettnes Fyr am Ende der Straße von Gamvik ist der nördlichste Leuchtturm auf dem europäischen Festland. Gleich nach Ankunft bereiten wir uns aus den frischen Fischfilets leckere Fischburger zu. Sie sind delikat. Zum Dessert schlemmen wir Moltebeeren mit Joghurt. Dabei sitzen wir auf einem Felsen unterhalb des Leuchtturms und schauen aufs Meer. Tolles Urlaubsfeeling!
Hinter Gamvik halten wir in der Sonne mit Blick auf die Küste und schlürfen unseren Kaffee. Dann konsultieren wir die Landkarte und suchen den für uns angenehmsten Heimweg. Wir haben unseren Aufenthalt in der Finnmark schon ziemlich in die Länge gezogen, daher bleibt immer weniger Zeit für unsere Rückreise. Zur Freude der Frau buchen wir heute für die Rückfahrt eine schöne Kabine auf der Strecke Oslo – Kiel. Somit steht unsere Abreise fest.
Für die kommende Nacht stellen wir uns wieder an den Platz von gestern, damit schließt sich für heute der Kreis.
Zurück nach Finnland
Heute ist es soweit, wir verlassen die Finnmark und fahren gen Süden. Wir wollen bis ins schwedische Övertorneä und sind bereits um 8:45 Uhr unterwegs. Bis Karasjok geht es ohne Halt durch, da kaufen wir noch ein paar norwegische Chips, nutzen noch kurz die Entsorgungsstation für Wohnmobile und schon geht es weiter nach Kautokeino. – Sofern uns vorher nicht der Sprit ausgeht! Ich lasse den Bus schon eine Weile immer mal rollen und bemühe mich möglichst konsequent 80 – 90 km/h zu fahren, das ist besonders sparsam! Zwischendurch gibt’s noch eine kurze Pause, allerdings nur Brote, denn die lästigen Pieksviecher sind wieder da. Bis Kautokeino schaffen wir es, tanken hier aber nur 20 l, denn im nahen Finnland ist der Kraftstoff deutlich günstiger.
‚Trevor‘, unser Navi, gibt Anweisung, in welche Richtung die Reise geht. Bis die Frau einen Ort auf der Karte gefunden hat, der auch nur annähernd so geschrieben wird, wie ‚Trevor‘ es gesagt hat, vergeht viel Zeit. Wer soll sich denn bei solchen Namen zurechtzufinden: Gouvdageaidnu!
In Finnland wird es noch doller, weil alle Buchstaben scheinbar doppelt vorkommen: Moottorikelkkarata. Egal, das ist an der Straße 21, und passt zur Kaffeepause! Innen im Bus wird es vom Kaffee kochen warm, daher beeilen wir uns, um draußen in der leichten Brise kurz durchzuatmen. Aber wirklich nur ganz kurz wegen der lästigen und allgegenwärtigen Picksviecher!
Der Grenzübertritt nach Finnland erfolgt ohne Kontrolle. In Enontekiö wird vollgetankt, der Kilometerstand zeigt 1088 km mit einer Tankfüllung.
Hier im Norden Finnlands fällt uns auf, dass immer, wenn Straßenlaternen auftauchen, es sich um eine Ortsdurchfahrt handelt. Warum sonst sollte die Straße plötzlich beleuchtet sein? Häuser sieht man keine, nur vermehrt Einfahrten.
Campingplatz Övertorneä
Um 20 Uhr sind wir in Övertorneä auf der schwedischen Seite des Torneälv, und fahren auf den örtlichen Campingplatz. Eine ruhige Nacht – endlich richtig lange duschen!
Bei uns gibt es Cheeseburger und die bereiten wir in der Campingplatzküche zu, weniger Gespritze bei uns und abwaschen mit viel heißem Wasser ist auch cool.
Durch Schweden
Aufstehen, Frühstück ist fertig! Heute brauchen wir uns nur anziehen und schon können wir losgehen. Die Frau hat bei der Anmeldung ein Frühstück mitgebucht. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Egal, es ist alles da: Kaffeevollautomat, O-Saft, Milch, Joghurt, Cerialien, Schinken, Käse, Honig, Marmelade, Brötchen, Weißbrot, Obst, Rührei extra für uns zubereitet! Wir haben so richtig geschlemmt, mit heißer Schokolade und von allem was probiert. Auch die Moltebeerenmarmelade war sehr lecker!
Zur Abfahrt fängt es an zu Tröpfeln, da wird die Frontscheibe wenigstens wieder mal sauber: Von wegen es gibt weniger Insekten! Musst nur mal durch Skandinavien fahren, da ist es nur so am Prasseln auf der Scheibe!
Da es gestern so gut lief, lassen wir es heute ruhiger angehen, also entspanntere Pausen! Frau sucht die Plätze raus, folglich bin ich sehr skeptisch. Doch der erste Platz für die Mittagspause liegt am Strand an der Ostsee bei Sikea (nördl. Umea), da gibt es nix zu meckern! Die holprige Anfahrt durch den Wald ist auch zu schaffen und schon laufen wir barfuss am Strand entlang und vertreiben uns die Zeit.
Platz am See
Nach anderthalbstündiger Rast fahren wir zum nächsten Halt. Da die Frau das Kommando zum Abbiegen gibt sind die Abfahrten von der Schnellstraße gelegentlich tückisch. Dabei hat sie sich echt bemüht, es rechtzeitig Anzusagen (noch 50 Meter!), aber bremsen ist Programm. Glücklicherweise konnte ich es jedesmal verkehrskonform umsetzen.
Für’s Kaffeepäuschen stehen wir an einem See südlich von Örnsköldsvik (zwischen Umea und Sundsvall) auch an der [E4]. Man kann hier schwimmen, es gibt Umkleidekabinen und sehr liebevoll dekorierte Plumsklosetts. Der Weg ist teilweise mit Schlaglöchern versehen, aber fahrbar.
Ab hier wenden wir uns gen Westen, über die [335] nach Solleftea und von da über die [87] Richtung Östersund. Die Frau sucht diesmal den Übernachtungsplatz aus und findet einen See östlich von Bispgåden mit einem laaaangen geschotterten Weg dahin. Ihr geplanter Stellplatz ist leider ungeeignet und nach meinem fachmännischem Blick auf die Karte („Wo hast du denn deeen Platz gefunden? Ach so, einfach irgendwas angeklickt…“) fahren wir bis zum Ende des Sees und da findet sich eine Nische am Seeufer. Die Frau ist erleichtert. Der Bus wird geparkt und unser heutige Tag hat sein Ende wieder um 20 Uhr gefunden.
Zur Flatruet
Die Nacht war sehr ruhig, die Sonne steht am wolkenlos blauen Himmel und wir wollen draußen frühstücken. Wir bereiten alles vor, ich koche schon mal Kaffee, Frau holt die anderen Utensilien beisammen, da kommt doch tatsächlich ein Auto mit Bootsanhänger! Die möchten auch prompt hier durch und ihr Boot zu Wasser lassen. Okay, Bus umparken, Tisch und Stühle beiseite räumen, alles passt, Boot kommt ins Wasser, Auto samt Anhänger wird abgestellt, Angler ab ins Boot und raus auf den See – Frühstück wird fortgesetzt. Puh, solch aufregende Momente vor dem ersten Kaffee!
In Östersund wird getankt und in Brunflo eingekauft. Dann suchen wir uns rasch am Rand eines Feldes einen Pausenplatz. Im COOP haben wir nämlich ein fertig gegrilltes Hähnchen erstanden, dass will jetzt schnell verzehrt werden! Es schmeckt total lecker, ist äußert üppig und mit dem knusprigen Baguette eine abgerundete Mahlzeit. Die weitere Fahrt mit viel Sonne und einigen fernen Wolken ist jetzt nicht so spannend. Dafür finden wir einen schönen Rastplatz am See bei Lillbörtnen. Ich kann in dem See sogar noch eine Runde schwimmen/baden.
Unser heutiges Etappenziel ist die Flatruet, das ist mit knapp 1000 m Schwedens höchste Passstraße. Sie ist allerdings noch für viele andere ein Tagesziel. Hier stehen bestimmt 30 Wohnmobile, Wohnwagen, Kastenwagen und Co. Naja, da passen wir auch noch hin!