Reisen im Winter

Beim Wintercamping im Grand California gibt es einiges zu berücksichtigen. Die Außenisolierung ist deutlich schlechter als bei einem Wohnmobilaufbau in Sandwichbauweise. Besonderes Augenmerk muss daher auf das anfallende Kondenswasser gelegt werden. Der Mensch gibt beim Atmen eine nicht unerhebliche Menge Wasser in die Atmosphäre ab. Beim Kochen oder Waschen gelangt weitere Feuchtigkeit in die Luft. Das meiste Wasser wird beim Duschen im Fahrzeug freigesetzt.

Das sich die in der Luft gebundene Feuchtigkeit an den kältesten Stellen niederschlägt, ist als erstes an den Scheiben im Fahrerhaus zu sehen. Dort läuft im Winter das Wasser in dicken Tropfen an der Innenscheibe herunter. Aber auch an den vermeintlich gut isolierten Stellen schlägt sich die Feuchtigkeit nieder und gefriert sogar teilweise im Fahrzeug.

Daher ist im Winter auf einen ausreichenden Luftaustausch zu achten (Stoßlüften), damit die frische kalte Luft wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das klappt beim Kastenwagen recht gut, denn die beiden Hecktüren und die Schiebetür geben eine große Fläche frei. Natürlich ist es absolut wichtig, während einer Winterreise im Fahrzeug immer gut zu heizen. Bei unserem Grand California ist das kein Problem. Unsere 6 KW Dieselheizung lief während der ganzen Reise durch und mit den beiden Zusatzheizungen (Luft + Wasserheizung) haben wir regelmäßig das Fahrerhaus hochgeheizt.

Ist das Dach undicht?

Als wir nach einer Übernachtung bei -21°C Außentemperatur den Berg herunter fahren, tropfte auf einmal Wasser am Handgriff der A-Säule in den Becherhalter. Es gibt verschiedene Ursachen für dieses Phänomen:

  • An der dritten Bremsleuchte tritt Wasser ein, welches oben in der Karosserie nach vorn läuft und an den Handgriffen der A-Säule austritt.
  • Die flexible Dichtnaht am aufgeklebten GFK-Dach ist undicht. Das Wasser nimmt den zuvor beschriebenen Weg.
  • Kondenswasser sammelt sich im Dach und läuft nach vorn.

Die dritte Bremsleuchte habe ich mit Lackschutzfolie abgedichtet. Zwar hängen einige Tropfen innen an den Schrauben, aber ansonsten ist es trocken. Vermutlich kondensiert die Luftfeuchtigkeit auch an den Klammern und Schrauben der kalten 3. Bremsleuchte. Außerdem ist das Dach außen noch gefroren (-19°C), da kann auch kein Wasser durch die Dichtnaht am Dach eindringen. Also muss es Schwitzwasser sein.

Meine Vermutung, dass es sich um Kondenswasser handelt, bestätigt sich drei Tage später, als wir wieder Duschen und anschließend erneut tropfendes Wasser im Fahrerhaus haben. Zwar heizen wir nach dem Duschen den Innenraum kräftig auf und lüften, aber möglicherweise ist die Zeit bis zum Schlafengehen zu kurz. Zukünftig werden wir morgens duschen und den Tag über den Innenraum mit zwei Heizungen aufheizen.


Verdunkelung

Für die Verdunklung der Fenster im Grand California verwenden wir Innenmatten von Projekt Camper. Diese lassen sich schnell anbringen und haben eine isolierende Wirkung. Bereits bei unserem roten Bus hatten wir Projekt Camper Matten.

Für die erste Winterreise haben wir eine ganz einfache Außenverdunklung gekauft. Die gibt es beim großen Fluß für 55 Euro, an Black Friday sogar für 44 Euro. Ich muss sagen, für das Geld ist das Teil prima. Es gibt kein Schwitzwasser an den Scheiben und Eiskratzen entfällt auch. Morgens schütteln wir Schnee und Eis ab und legen es gefaltet zum trocknen in die Dusche. Auf Din A4 gefaltet ist der Beutel etwas 6cm hoch und lässt sich gut verstauen.


Bodenbelag Wohnraum

Im Wohnraum und Fahrerhaus haben wir auf dem Fußboden Matten von KH-Teile GmbH liegen. Bei unserer Winterreise war es im Fahrzeug auch bei Außentemperaturen von -21°C nicht fußkalt. Der Fahrzeugboden ist auf jeden Fall gut isoliert, zusätzliche Isoliermatten oder beheizte Fußmatten sind nicht erforderlich.


Fußmatten Fahrerhaus

Die profilierten WALSER DirtGuard Gummi Fußmatten sind unser Must Have. Schmutzige Schuhe, nasse Ausrüstung, alles was den Wohnraum verschmutzen könnte wird darauf abgelegt.


Schiebetür

Eine ganz besonders unangenehme Kältebrücke ist an der Schiebetür. Hier fließt eiskalte Luft in den Fußraum und macht den Bereich vor dem Kühlschrank zur Eiskammer. Die wenigen Heizungsausströmer im Grand California befinden sich alle in der Sitzbank der Dinette. Sie schaffen es nicht, warme Luft an diesen Kältespot zu pusten.

Wir haben schließlich eine abgeschnittene Isomatte vor die Schiebetür gestellt, womit dieses Problem für uns gelöst war. Die Temperaturmessung auf der inneren Trittstufe bestätigt das: An der zum Wohnraum gewandten Seite hatten wir 14°C, an der Seite zur Schiebetür -3°C. Seitdem habe ich die Milchtüte nur noch vor den Kühlschrank gestellt 🙂


Abwassertank

Bei niedrigen Temperaturen müssen Frischwasser und Abwasser im Auge behalten werden. Während der ersten Woche traten keine Probleme auf. Dann wurden die -20°C erreicht und plötzlich ist das Abwasser in Küche und Bad nicht mehr abgelaufen. Obwohl ich dort bereits zwei Lagen Armaflex angebracht habe, ist der Ablauf aus dem Fahrzeugboden oberhalb des Abwassertanks eingefroren. Später auch der Ablasshahn am Abwassertank.

Eine 12V elektrische Heizmatte für den Abwassertank sowie Begleitheizungen für die Ablaufrohre sind schon gekauft. Im Sommer rüste ich die elektrischen Heizungen nach. Dazu gehört auch eine Heizung für die Wasserversorgung am Küchenblock.


Radhaus-Verkleidung

Mit der nachgerüsteten Radhausverkleidung von Lokari bin ich zufrieden. Sie bildet auf Schotterstraßen oder bei Eis und Schnee eine wirksame Barriere zur Karosserie. (Für Grand California immer die 4×4 Variante nehmen).


Fazit

Unsere Truma Dieselheizung im Esel ist auch bei niedrigen Temperaturen mehr als ausreichend. Mit der Luftheizung im Fahrerhaus haben wir sogar ein leistungsfähiges Backup.

Abgesehen von der Schiebetüre ist die Isolierung am Grand California viel besser als erwartet. Der Fußboden war nicht kalt und auch als wir bei -21°C mit dem Heck im Wind standen, war es im Schlafbereich nicht kühl. Für uns ist daher eine zusätzliche Isolierung im Heck oder am Fußboden nicht erforderlich.

Die LED Scheinwerfer sind nicht schlecht, wir hatten – im Gegensatz zum roten Bus – nicht das Gefühl, dass wir mehr Licht oder zusätzliche Scheinwerfer brauchen.

Die BF Goodrich Reifen haben meine Erwartungen für den Winter erfüllt. Auf Eis und Schnee haben sie guten Grip und für guten Vortrieb gesorgt. Auch bei probeweisen Vollbremsungen haben sie gut verzögert. Trotzdem muss mit Reifen ohne Spikes im Norden unbedingt ein vergrößerter Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeugen gehalten werden, denn die Fahrzeuge mit „Pikdekk“ haben einen viel kürzeren Bremsweg.


Wintercamping im Grand California

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