Rondane

Für unsere Mittagspause fahren wir hinauf zur Foldal Gruve. Vom Parkplatz hat man eine schöne Aussicht ins Tal und die schwachen Sonnenstrahlen werden nicht durch Bäume verdeckt. Der Platz ist von einer dicken Eiskruste überzogen und beim Verlassen fahre ich durch den tiefen “Schnee“. Die Schneehaufen sind allerdings knüppelhart gefroren und ich bin froh, dass wir die Schutzplatten am Unterboden haben.

Der nächste Schreck ereilt uns an der Ausfahrt. Diese ist ganz unscheinbar, liegt aber schräg im Gefälle. Frau hat Bedenken, ob wir auf dem Eis anhalten können. Können wir, aber im selben Moment rutscht der Esel quer auf einen Graben zu. Schnell den Rückwärtsgang rein und zurück auf die Ebene. Im zweiten Anlauf können wir ohne Halt auf die Straße fahren und schleichen vorsichtig den vereisten Berg hinunter.

Auch auf der FV 27 ist die Fahrbahn mit einer dicken Eisschicht überzogen. Für die Übernachtung fahren wir wieder auf den Parkplatz am Spitsbergseter. Hier stehen jetzt ein paar Fahrzeuge, was uns aber nicht stört.

Es ist ruhig und wir können noch schön spazieren gehen. Allerdings ist der Wind echt fies kalt und so drehen wir bald um, zurück in den kuschelig warmen Esel.

Abwasser eingefroren

Als ich am morgen die erst Tasse Kaffee zubereite, stelle ich fest, dass das Wasser in der Spüle nicht mehr abläuft. Vermutlich ist der Abfluss eingefroren. Das ist blöd, aber erstmal nicht zu ändern. Da es im Bad genauso ist, waschen wir uns mit einer Schüssel voll Wasser, das wir anschließend auskippen. Das Zähneputzen ist wie früher im Bus, mit Becher und ins Potti spucken. So geht das auch. Hier weht heute ein recht eisiger Wind, bei -19°C. Die Scheiben hinten sind auch vereist, vorne nicht, da war nur der Außenschutz dran. Das hat anscheinend schon gereicht, um den Gefrierpunkt nach außen zu verlagern. Aber da wir sowieso Richtung Süden fahren, wird es wohl eh wärmer werden. Das reicht dann hoffentlich fürs Auftauen. 

Auf der weiteren Rückreise geht es auf dem FV 27 von Rondane runter ins Gudbrandsdal, wo der Winterzauber schnell ein Ende hat. Allerdings sind für heute Nachmittag starke Schneefälle angekündigt daher bin ich gespannt, ob wir noch vor Oslo durch den Schnee fahren können.

Es dauert dann doch noch etwas länger und wir haben Oslo schon hinter uns gelassen, als in Ostfold endlich der Schneefall einsetzt. Wir legen den letzten Tankstopp des Jahres ein und fahren von der FV22 auf die E18 in Richtung Schweden.

Die wenigen Fahrzeuge, die am heutigen Silvesterabend unterwegs sind, sammeln sich hinter zwei Schneepflügen, die auf der gesamten Fahrbahnbreite den Schnee räumen.

In Ørje verlassen wir die Europastraße und fahren auf der 21 nach Süden. An der Kirche von Øymark brechen wir schließlich die Fahrt ab und bleiben auf dem Parkplatz stehen. Es ist das aller erste Mal, dass wir an einem Friedhof übernachten werden, aber der Schneefall bremst uns einfach aus. Am Abend schlemmen wir mit unseren Mini-Raclette und um Mitternacht gibt es in der Nachbarschaft sogar ein wenig Feuerwerk.


Båstnäs

Heute, am Neujahrsmorgen, wollen wir über den „Schmugglerpfad“ nach Schweden zu Ivanssons Schrottplatz im Wald bei Båstnäs. Nach meinen Besuchen im Sommer und Herbst möchte ich das ganze auch mal im Winter sehen.

Die Fahrt führt uns über mit Neuschnee bedeckte Straßen. Irgendwann gibt es auch keine Spuren im Schnee und wir sind definitiv die Ersten im Jahr 2025. Auf den letzten 10 Kilometer bin ich schon etwas angespannt. Höhepunkt ist der Bereich des Grenzübergangs. Hier ist nur eine große weiße Fläche vor uns, ohne jeglichen Anhaltspunkt auf eine Straße oder Weg. Um wenigstens eine grobe Richtung zu erkennen, zoome ich in meiner digitalen Karte maximal hinein und fahre ganz langsam los. Ich sehe zu, dass der blaue Punkt auf dem Kartendisplay immer schön mittig bleibt. Nach 300 Metern haben wir die Häuser erreicht und die Umrisse des Weges sind erkennbar.

Am Schrottplatz wurde ein großer Parkplatz errichtet, auf dem anscheinend auch Wohnmobile übernachten dürfen. Auf dem Fundament eines abgerissenen Schuppens stehen jetzt Picknick Bänke. Wir stromern über den Schrottplatz, versuchen ein paar Fotos zu machen und freuen uns, die Ersten zu sein.


Grenze Norwegen

Für die Heimreise wollen wir nochmal in Schweden „billig“ tanken. Also fahren wir wieder auf die E18 und tanken an einem Shopping Center. Jetzt schnell rüber nach Norwegen und dann auf der E6 Richtung Heimat.

Es hat wieder angefangen zu schneien. Am Grenzübergang nach Norwegen läuft der Verkehr gemächlich, ohne dass jemand kontrolliert wird. Es sind für uns nur noch ganz wenige Meter, da sehe ich von rechts zwei Bedienstete aus dem Haus stürmen. Im Laufen, ach was, im Rennen, ziehen sie ihre Jacken über und bleiben vor uns stehen. Einreisekontrolle! Für uns beginnt eine Befragung zur Reise, Herkunft usw. Nach einiger Zeit lassen sie uns vor das Gebäude fahren, denn bis dahin war die Fahrbahn blockiert und der Schnee blies den beiden ins Gesicht. Im Windschatten des Esels geht unsere Kreuzvernehmung weiter. Nach etwa 10 Minuten Befragung kommen die beiden zu dem Schluss, dass sie nur zwei Touristen vor sich haben.


Heimfahrt 

Etwa 50 Kilometer vor Göteborg verlassen wir die E6 in der Annahme, dass wir in der Schärenregion einen schönen Übernachtungsplatz finden. Allerdings herrscht Feierabendverkehr und es ist dunkel, was die Suche erschwert. So landen wir schließlich bei Stenungsund an einem Aussichtspunkt mit Parkplatz, wo wir lediglich unser Abendbrot essen und dann zurück auf die E6 fahren. Südlich von Göteborg fahren wir einen Parkplatz im Wald an, auf dem wir übernachten können. Mittlerweile sind auch die Abflüsse im Esel aufgetaut und duschen ist wieder möglich.

Am nächsten Morgen bei der Abfahrt wieder ein Schreck, denn diesmal tropft Wasser auf der Fahrerseite in den Becherhalter. Die Ursache ist mir bekannt, es ist wieder Kondenswasser, was sich nach dem Duschen an der Innenseite vom Dach gebildet hat. 

Die weitere Heimreise ist unspektakulär: Pause bei Nyborg und eine letzte Übernachtung in der Lüneburger Heide. 

Das war es dann also, unser erster Winterurlaub ist vorbei. Es war eine tolle Zeit, wir haben unsere Checkliste erfüllt: Nordlicht, reichlich Schnee, Minusgrade im deutlich zweistelligen Bereich, schneebedeckte und vereiste Straßen, unberührte Nebenstrecken, schneeweiße Landschaft, Übernachtungsplätze auf dem Fjell/Berg oder in der Einsamkeit, Rørøs in weihnachtlich beleuchteter Winterstimmung bei strahlendem Sonnenschein und in Dunkelheit, Schneefall und Båstnäs über den Schmugglerweg N/S mit schneebedeckten Schrottautos, eine entspannte Rückreise ohne Stau und nicht zuletzt einen super funktionierenden Esel!

Das können wir gerne wiederholen.